Ökonomische Situation

Die ökonomische Situation von Familien wird maßgeblich durch ihr Haushaltseinkommen bestimmt. Mangel an Einkommen bzw. Einkommensarmut ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für soziale Benachteiligungen und soziale Ausgrenzung von Familien, besonders aber von Kindern. Die finanzielle Situation der Familien bestimmt die sozialen Teilhabechancen der Familienmitglieder beispielsweise im Bildungs- und Gesundheitsbereich. 

 

Geringere Einkommensposition für Familien

Personen, die in Familien mit Kindern unter 18 Jahren leben, haben im Durchschnitt weniger Einkommen zur Verfügung als die Gesamtbevölkerung. Die relative Einkommensposition liegt bei 82,1% der bedarfsgewichteten Durchschnittseinkommen aller Personen. Alleinerziehende und ihre Kinder stehen oftmals finanziell erheblich schlechter da (63,8%) als Personen in Paarhaushalten mit Kindern (84,5%). Je jünger die Kinder sind, desto niedriger ist die relative Einkommensposition.Vor allem Personen mit drei und mehr Kindern verfügen häufig über ein relativ geringes Pro-Kopf-Einkommen.

Etwa seit Mitte der 1980er Jahre zeigte sich parallel zu einer nachhaltigen Veränderung familialer Strukturen in der Bevölkerung eine zunehmende Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation von Familien in Deutschland. Haushalte mit Kindern sind seitdem zunehmend von Transferleistungen abhängig.

Familien mit Kindern sind bis heute aufgrund der wachsenden Lebenshaltungskosten für Kinder trotz durchschnittlich höherer Haushaltseinkommen häufig schlechter gestellt als Haushalte ohne Kinder.

 

Einfluss von Familienform und Kinderzahl

Unterschiede in der ökonomischen Situation der Familien ergeben sich oftmals insbesondere bezüglich der Familienform und der Kinderzahl. So verfügen Alleinerziehende und kinderreiche Familien besonders häufig nur über niedrige Einkommen und sind damit signifikant häufiger einer Armutsgefährdung ausgesetzt.

Im Jahr 2005 lag das Armutsrisiko der Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen insgesamt bei 14,3 Prozent, für Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren bei 37,8 Prozent und für Familien mit drei und mehr Kindern sogar bei 43,3 Prozent. Darüber hinaus sind Familien mit Zuwanderungsgeschichte schlechter gestellt.

Hinzu kommt, dass viele Mütter in Deutschland während der Erziehungsphase und oft auch darüber hinaus weiterhin in starkem Maße von einem Familienernährer abhängig und auf familiale Unterstützung angewiesen sind. Männliche Alleinverdiener in einer klassischen Ernährerfamilie aber können immer seltener ein hinreichend hohes Einkommen erzielen, mit dem Einkommensarmut vermieden werden könnte.

 

Räumliche Abbildung von Ungleichheiten

Die wirtschaftliche Situation von Familien variiert aber nicht nur mit der Familienform erheblich. Ungleichheiten in der wirtschaftlichen Situation bilden sich auch räumlich ab.

Der Anteil der Familien in den Städten ist gesunken. Viele Familien, die es sich leisten konnten, sind in das Umland gezogen.
In den Städten ist Familie heute die Lebensform der Armen und der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die häufig konzentriert in eher benachteiligten Wohngebieten leben. Damit einhergehen kann eine Kumulation von sozialen Problemen.

 

Kommunalpolitische Handlungsmöglichkeiten

Trotz der hauptsächlichen Zuständigkeit des Bundes für materielle unterstützende Familienpolitik gibt es auch für Kommunen unterschiedliche Möglichkeiten, Familien finanziell zu entlasten. Einige dieser Möglichkeiten sind:

  • Begrüßungsgeld für Neugeborene
  • Ausrichtung kommunaler Gebühren an der Familiengröße
  • Ausstellung eines „Familienpasses“, der Ermäßigungen bei der Nutzung öffentlicher, ggf. auch kommerzieller Einrichtungen gewährt.

Für die kommunale Familienpolitik bedeutet dies, besonders die sozialen Folgen dieser Entwicklungen anzugehen, z.B. durch eine Verbesserung des Bildungsniveaus und der Bildungszugänge, eine intensivierte Beratung von Familien in armutsnahen Milieus, oder durch die finanzielle Unterstützung für Familien in wirtschaftlich benachteiligten Lebenssituationen.